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Semantic Versioning (SemVer) – Was ist das und warum ist es wichtig?

07. August 2024

Veröffentlicht in:

Webentwicklung

In der Entwicklung von Software stoßen wir häufig auf Versionsnummern, die aus drei Zahlen bestehen, wie z. B. 1.2.3. Diese Struktur wird als Semantische Versionierung oder SemVer bezeichnet. Doch was bedeutet das genau, und warum ist es für Entwickler so entscheidend, SemVer zu verstehen und zu beachten? In diesem Blogartikel erkläre ich dir, was SemVer ist, wie es funktioniert und warum es wichtig ist, insbesondere, wenn du mit Abhängigkeiten in Software-Projekten arbeitest.

Was ist SemVer?

Semantische Versionierung ist ein Standard für die Vergabe von Versionsnummern, der entwickelt wurde, um klar und verständlich darzustellen, welche Änderungen in einer neuen Version eines Projekts vorgenommen wurden. Der Standard teilt die Versionsnummer in drei Teile auf: Major, Minor und Patch.

Die Struktur sieht folgendermaßen aus:

MAJOR.MINOR.PATCH
  • Major-Version (MAJOR): Diese Zahl wird erhöht, wenn es breaking changes gibt – also Änderungen, die nicht abwärtskompatibel sind und möglicherweise bestehende Funktionalitäten zerstören.
  • Minor-Version (MINOR): Diese Zahl wird erhöht, wenn neue Funktionen hinzugefügt werden, die abwärtskompatibel sind.
  • Patch-Version (PATCH): Diese Zahl wird bei Bugfixes oder anderen kleinen, abwärtskompatiblen Änderungen erhöht.

Ein Beispiel: Wenn die Version eines Projekts von 2.4.3 auf 3.0.0 erhöht wird, bedeutet das, dass wesentliche Änderungen gemacht wurden, die die Anwendung möglicherweise inkompatibel mit früheren Versionen machen.

Ein praktisches Beispiel: Vue.js, Nuxt.js und Laravel

In der modernen Webentwicklung verlassen wir uns auf eine Vielzahl von Frameworks und Bibliotheken, die unser Leben als Entwickler erheblich erleichtern. Projekte wie Vue.js, Nuxt.js oder Laravel setzen auf eine Vielzahl von Abhängigkeiten und Komponenten, die regelmäßig aktualisiert werden. In den folgenden Beispielen schauen wir uns an, wie Semantische Versionierung (SemVer) in diesen Frameworks funktioniert und welche Auswirkungen Updates auf dein Projekt haben können.

Vue.js und Nuxt.js: Ein dynamisches Duo

Vue.js: Breaking Changes und Major Updates

Vue.js, ein beliebtes JavaScript-Framework, folgt dem SemVer-Prinzip. Schauen wir uns die Versionsnummer von Vue.js an, z. B. 3.2.45:

  • Major-Version (3): Vue.js hat in der Major-Version 3.x.x einige fundamentale Änderungen gegenüber Vue.js 2.x.x vorgenommen. Das inkludiert die Einführung von Composition API und die Entfernung oder Veränderung bestimmter Features aus Version 2. Wenn du von Vue 2 auf Vue 3 upgradest, gibt es also keine Garantie, dass dein bestehender Code weiterhin funktioniert. Ein solcher Major-Update kann umfassende Anpassungen in deiner Anwendung erfordern.
  • Minor-Version (2): Diese Zahl wird erhöht, wenn neue Funktionen hinzugefügt werden, wie etwa verbesserte Support-Tools, ohne dabei bestehende Funktionen zu verändern. Ein Update von 3.1.0 auf 3.2.0 könnte also zum Beispiel neue Funktionalitäten in der Reactivity API hinzufügen, ohne dass bestehende Implementierungen beeinträchtigt werden.
  • Patch-Version (45): Hier werden Bugfixes oder kleine Anpassungen durchgeführt. Ein Update von 3.2.44 auf 3.2.45 behebt beispielsweise nur kleine Fehler, hat jedoch keine Auswirkungen auf die Funktionsweise deiner bestehenden Anwendung.

Nuxt.js: Upgrade mit Bedacht

Nuxt.js, das auf Vue.js aufbaut, bietet ein gutes Beispiel für die Herausforderungen von Abhängigkeiten. Da es ein Meta-Framework ist, setzt es auf verschiedene Sub-Components und Module. Ein Update der Nuxt-Version kann sowohl Vue.js als auch verschiedene Nuxt-Module (wie z. B. die Axios-Integration, Auth-Module, usw.) betreffen.

Ein reales Beispiel: Als Nuxt.js von Version 2.x.x auf Nuxt 3 gewechselt hat, gab es große Änderungen, da es vollständig auf die neue Vue.js 3-Architektur umgestellt wurde. Dies hat nicht nur das Framework selbst betroffen, sondern auch viele Nuxt-spezifische Module und Plugins. Entwickler mussten ihre Projekte entsprechend anpassen, da dieser Major-Release Breaking Changes enthielt, die nicht abwärtskompatibel waren. Sub-Komponenten wie Nuxt Content, Nuxt Image oder Nuxt Auth mussten ebenfalls angepasst und oft auf eine neue Major-Version gebracht werden.

Wichtiger Hinweis: Bei einem Major-Update wie diesem sollte immer eine gründliche Überprüfung und Anpassung des gesamten Projekts erfolgen. Besonders bei umfangreichen Abhängigkeiten und Plugins besteht die Gefahr, dass es nach einem Upgrade zu Inkompatibilitäten kommt.

Laravel: Ein ganzes Ökosystem

Laravel, das führende PHP-Framework, hat ein ganzes Ökosystem von Sub-Components, das bei einem Update beachtet werden muss. Bei einem typischen Laravel-Projekt sind viele Module wie Laravel Sanctum, Laravel Telescope oder Laravel Nova eingebunden.

Laravel 9: Ein Major-Release mit vielen Anpassungen

Nehmen wir an, du verwendest Laravel 8 und möchtest auf Laravel 9 upgraden. Hier wurde z. B. die minimum PHP Version auf 8.0 gesetzt und einige intern verwendete Bibliotheken und Funktionen wurden vollständig umgestaltet. Das bedeutet:

  • Laravel Sanctum, das als Authentifizierungssystem für Single Page Applications (SPA) verwendet wird, musste auf eine neue Version angepasst werden.
  • Laravel Nova, das Admin-Panel für Laravel, veröffentlichte ebenfalls ein Major-Update, um mit Laravel 9 kompatibel zu bleiben.

Beim Major-Update von Laravel 8 auf 9 kann es dazu kommen, dass ältere Pakete nicht mehr kompatibel sind. Das betrifft vor allem Sub-Components wie Laravel Cashier, das für die Integration von Stripe verwendet wird. Die Major-Versionen dieser Pakete müssen genau überprüft werden, um sicherzustellen, dass alle Module weiterhin funktionieren.

Wie vermeide ich böse Überraschungen bei Updates?

Beim Arbeiten mit Frameworks wie Vue.js, Nuxt.js oder Laravel gibt es ein paar Best Practices, um sicherzustellen, dass du SemVer korrekt nutzt und potenzielle Probleme vermeidest:

  1. Genau die Release Notes lesen: Bevor du ein Major-, Minor- oder Patch-Update durchführst, solltest du die offiziellen Release Notes gründlich lesen. Hier werden alle Breaking Changes, neue Features und Bugfixes genau dokumentiert.
  2. Staging-Umgebung nutzen: Aktualisiere dein Projekt nie direkt in der Produktionsumgebung. Nutze eine Staging-Umgebung, um zu prüfen, ob nach dem Update alles wie erwartet funktioniert.
  3. Dependency-Check: Wenn du ein Major-Update machst, prüfe immer auch alle Sub-Components und Abhängigkeiten. Nutze Tools wie composer outdated (für Laravel) oder npm outdated (für Vue.js/Nuxt.js), um zu sehen, ob deine Abhängigkeiten ebenfalls aktualisiert werden müssen.
  4. Version Constraints: In den Package-Managern wie NPM oder Composer kannst du genaue Versionsanforderungen festlegen. Wenn du z. B. sicherstellen möchtest, dass keine Major-Version eines Pakets installiert wird, kannst du Versionen wie ^2.0.0 angeben, was bedeutet, dass nur Minor- und Patch-Versionen installiert werden.

Egal ob du mit Vue.js, Nuxt.js oder Laravel arbeitest – der Umgang mit Versionen und Updates sollte immer mit Bedacht erfolgen. SemVer gibt dir dabei eine klare Struktur, wie du Änderungen bewerten kannst. Doch am Ende liegt es an dir, sicherzustellen, dass dein Projekt nach einem Update weiterhin stabil läuft. Achte dabei immer auf Abhängigkeiten und Sub-Components, denn in einem komplexen Ökosystem wie dem von Laravel oder Nuxt.js können Änderungen weitreichende Auswirkungen haben.

Warum ist SemVer so wichtig?

Die richtige Versionierung ist entscheidend aus mehreren Gründen:

  1. Klarheit und Kommunikation: Entwickler und Nutzer wissen sofort, ob es sich bei einer neuen Version um kleinere Verbesserungen, neue Funktionen oder potenziell zerstörerische Änderungen handelt.
  2. Kompatibilität sichern: Durch die Einhaltung von SemVer kannst du sicherstellen, dass neue Versionen von Software keine unvorhergesehenen Probleme verursachen, solange keine Major-Version geändert wird.
  3. Abhängigkeiten verwalten: In vielen Projekten gibt es Abhängigkeiten von anderen Bibliotheken oder Modulen. Wenn diese Bibliotheken ihre Versionen korrekt verwalten, kannst du sicherstellen, dass Updates keine deiner Funktionen zerstören, solange du dich an Minor- und Patch-Updates hältst.

Wann gilt SemVer nicht?

Es gibt jedoch auch Projekte, die sich nicht strikt an SemVer halten. Ein prominentes Beispiel ist TypeScript, das einen eigenen Versionierungsansatz verfolgt. Bei TypeScript wird zum Beispiel die Major-Version erhöht, wenn die Minor-Version eine gewisse Schwelle überschreitet, auch wenn keine breaking changes vorliegen. Das bedeutet, dass man von Version 4 auf 5 wechseln kann, ohne dass es dabei zwingend zu Inkompatibilitäten kommt.

Auch Versionen vor 1.0.0 sind oft ein Sonderfall. Vor dieser Version gibt es keine Garantie auf Abwärtskompatibilität, und breaking changes können bei jedem Update auftreten.

Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu Semantic Versioning

Wie sollte ich mit Versionen in der Anfangsphase (0.y.z) umgehen?

In der Entwicklungsphase vor Version 1.0.0 gibt es keine festen Regeln für Abwärtskompatibilität. Ein einfacher Ansatz ist es, die erste Version als 0.1.0 zu starten und dann die Minor-Version für jede neue Veröffentlichung zu erhöhen. Das bietet dir Flexibilität, um schnell Änderungen vorzunehmen, ohne sofort eine Major-Version freizugeben.

Wann sollte ich die Version 1.0.0 veröffentlichen?

Wenn deine Software stabil ist und bereits in Produktionsumgebungen verwendet wird, solltest du wahrscheinlich auf 1.0.0 umstellen. Besonders dann, wenn Benutzer auf deine API angewiesen sind und du dir Gedanken über Rückwärtskompatibilität machst, signalisiert die 1.0.0 Version Stabilität und Zuverlässigkeit.

Verlangsamt SemVer die Entwicklung?

Überhaupt nicht! Besonders in der Major-Version 0 (0.y.z) ist schnelle Iteration ausdrücklich erlaubt und sogar erwünscht. Wenn du deine API täglich änderst, solltest du weiterhin in Version 0 bleiben, oder auf einem separaten Entwicklungszweig arbeiten, um eine saubere 1.0.0 vorzubereiten.

Werde ich nicht schnell bei Version 42.0.0 landen, wenn jede inkompatible Änderung eine Major-Version erfordert?

Das kommt darauf an, wie verantwortungsvoll du deine Änderungen planst. Breaking Changes sollten nicht leichtfertig eingeführt werden. Je mehr Abhängigkeiten deine Software hat, desto größer der Aufwand für deine Nutzer, auf eine neue Version zu migrieren. Das erfordert Planung und Abwägung des Kosten-Nutzen-Verhältnisses jeder größeren Änderung.

Was mache ich, wenn ich versehentlich eine inkompatible Änderung in einer Minor-Version veröffentlicht habe?

Sobald du merkst, dass du einen Breaking Change in einer Minor-Version eingeführt hast, solltest du das Problem sofort beheben und eine neue Minor-Version herausgeben, die die Rückwärtskompatibilität wiederherstellt. Wichtig ist, dass du niemals bereits veröffentlichte Versionen nachträglich änderst. Dokumentiere den Fehler und informiere deine Nutzer, damit sie die fehlerhafte Version meiden können.

Kann ich meine Abhängigkeiten aktualisieren, ohne die öffentliche API zu ändern?

Ja, solange sich die öffentliche API deiner Software nicht ändert, gelten diese Änderungen als kompatibel. Ob es sich um eine Patch- oder Minor-Version handelt, hängt davon ab, ob das Update eine neue Funktion einführt oder lediglich Fehler behebt. In der Regel erfordert ein Update, das neue Funktionalität hinzufügt, eine Erhöhung der Minor-Version.

Wie gehe ich mit der Deprecation von Funktionen um?

Das Entfernen veralteter Funktionen ist ein normaler Teil der Softwareentwicklung. Du solltest jedoch zwei Dinge tun:

  1. Dokumentiere die veraltete Funktion klar und deutlich, damit deine Nutzer wissen, was sich geändert hat.
  2. Führe eine neue Minor-Version ein, die die Deprecation enthält. Bevor du die Funktion vollständig entfernst, sollte mindestens eine Version mit einem Hinweis auf die bevorstehende Entfernung veröffentlicht werden, um Nutzern Zeit zu geben, sich anzupassen.

Gibt es eine maximale Länge für Versionsnummern?

Nein, es gibt keine formale Begrenzung für die Länge einer Versionsnummer in SemVer. Es gilt jedoch der Grundsatz der angemessenen Nutzung. Ein Versionsstring mit 255 Zeichen ist sicherlich übertrieben. Außerdem können bestimmte Systeme eigene Einschränkungen für die Länge von Versionsnummern haben.

Fazit: Planung ist alles – Testen erst recht!

Auch wenn SemVer eine wertvolle Richtlinie für die Versionsverwaltung ist, bleibt eine Regel unumstößlich: Testen ist unverzichtbar. Ob du eine Minor- oder Patch-Version aktualisierst, du solltest immer sicherstellen, dass deine Anwendung nach dem Update weiterhin wie erwartet funktioniert. Insbesondere bei Projekten mit vielen Abhängigkeiten kann eine unvorsichtige Aktualisierung schnell zu unerwarteten Problemen führen.

In der Praxis bedeutet das: Vertraue den Vorgaben des Versionsschemas, aber verlasse dich nicht blind darauf. Jedes Update, sei es noch so klein, sollte gründlich geprüft werden, um böse Überraschungen zu vermeiden und die Stabilität deiner Anwendung zu gewährleisten.

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Weitere Informationen zu Semantic Versioning findest du auf der offiziellen Website semver.org.

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